Nusspotize
- lucialaggner
- 2. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Von allen Sachen, die man sich so zu Weihnachten wünschen kann, wären Schafblattern nicht unter meinen Top 3. Die brauch ich mir aber auch nicht zu wünschen. Die hab ich schon mal bekommen. Zu Weihnachten. Mit acht Jahren. Damals hab ich auch Körpermalfarben bekommen. Üble Kombi. Nachdem ich die Farben ausgepackt hatte, gestand mir meine Mutter, dass ich sie nicht auftragen dürfte. Also nicht auf meine Haut. Andere Mitglieder der Familie hab ich dann gar nicht erst gefragt. Da war irgendwie die Luft draußen bezüglich der Körpermalfarben.
Ich kann mich eigentlich gar nicht erinnern, dass ich mir die gewünscht hatte. Aber gut, da schwächelt vermutlich die Erinnerung. Erinnern kann ich mich jedenfalls sehr gut daran, dass meine Schwester Anna mir zu diesem Weihnachten „Gebrüder Löwenherz“ schenkte und ich auf ihrem Schoss saß, während sie mir vorlas. Bis wir dann irgendwann beide geweint haben. Sie zuerst. Eine sehr schöne und traurige Erzählung von Astrid Lindgren. Wer noch Bücher sucht und jemand beschenken will, der noch nicht Schafblattern hatte und nicht ausschließen kann, dass der/diejenige sie womöglich noch bekommt - Kindergarten/Schule - da kann das verdammt schnell gehen - möge bitte eher zu Michel aus Lönneberga - auch von Astrid Lindgren - greifen. Das ist sowieso eine top Reihe. Alle Michel-Bücher will ich auf diesem Wege herzlich empfehlen.
Viel mehr dürfte an diesem Weihnachtsabend 1996 nicht passiert sein. Ich hab mir dann wieder die „Heilsalbe“ auf alle Pünktchen geschmiert - die am Rücken hat meine Mutter mit Creme versehen - und dann bin ich ins Bett. Am nächsten Morgen, Christtag, bin ich früh wieder ins Wohnzimmer zu den Geschenken und hab das Weihnachtsgeschenk meines Kindermädchens entdeckt. Das hatte sie allerdings nicht mir alleine, sondern der ganzen Familie geschenkt. Genau genommen hätte ich also auf meine drei Schwestern warten sollen, bevor ich mich der Packung Merci angenommen hatte. Man stelle sich jetzt bitte keine kleine Packung vor. Das war die größte, die ich je gesehen hab. Unglaublich. Da waren alle Sorten drinnen, die Merci je auf den Markt gebracht hat. (Womöglich etwas übertrieben, aber das ist das schöne an Geschichten. Man darf übertreiben.) Ich erinnere mich, dass ich alle grünen aufgegessen habe. Die waren zuerst dran. Nicht smart, weil dann ging’s naturgemäß nur noch bergab. Wer will Kaffee-Sahne oder Edel-Rahm, wenn man davor Nuss hatte? Ich nicht. Keinesfalls.
Ich hab dann bestimmt ein Stück Potize gegessen. Nusspotize. Musste ich gerade googeln, wie man das schreibt. Ist aber auch echt nicht zu merken. Potize. Kommt nicht aus dem Lateinischen. Sondern aus Slowenien. Hab ich gerade gelesen. Im englischen Wikipedia Eintrag. Deutschen gibts zur Potize gar keinen. Meine Großmutter war im Krieg auch in der Untersteiermark im Arbeitsdienst. Aber ich glaub, das ist nicht der Hintergrund, warum sie die immer gemacht hat - zu Ostern und Weihnachten. Ich denk eher, dass schon ihre Mutter - die „Grossi“ - Potizen gebacken hat. Frag ich meine Mutter heute. Und vielleicht mach ich dieses Jahr auch eine. Ist laut Aussagen meiner Großmutter, Mutter und Schwester Julia, eine ziemliche Patzerei. Kann man also auch lassen.
Ich mach Zimtschnecken. Kommt auch nicht aus dem Lateinischen, aber ist in Schweden sehr beliebt. Da kommt übrigens auch die Astrid Lindgren her. Und mein Vater hat mal in Schweden gearbeitet und kann ein bisschen schwedisch. Meine Mutter ist Lateinerin. Aber das sind andere Geschichten. Dafür brauch ich Infos von meinen Schwestern. Und für heute schließe ich. Weil gleich mal muss ich meinen Neffen wecken. Und das kann dauern. Beim Einschlafen hab ich zu Katharina gesagt, dass er jetzt echt entschieden zu groß ist um gegen seinen Willen aus dem Bett gehoben und von der Decke getrennt zu werden. Katharina meinte, dass das auch nicht ging, als er noch leicht wie eine Feder war. Stimmt. Er liebt die Decke, den Polster und den Schlaf. Ich versteh ihn. Ich frag ihn heute, ob er schon Schafblattern hatte. Ich denk schon. Aber es ist egal. Er wünscht sich keine Körpermalfarben.
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